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emmerich

Alte Häuser bieten in der Regel viel Stoff für gruselige Fantasien. Sucht man dann diese Orte auf? Oft sind es Lost Places, finden sich dort Hinweise, die die Geschichten belegen sollen. Oftmals sind die Lost Places nur noch Ruinen oder verlassene Bauten. Oder manchmal so wie beim Hochhaus 18 noch bewohnt. Die alte Farbe und das Grauen, das sich dort abspielt.
Einfach über pinselt und schwere Keller. Türen und geheime Eingänge zu den Katakomben, die auf keinem Plan des Gebäudes eingezeichnet sind. Einfach zu geschweißt. Es ist eins von vielen Hochhäusern. Ein ganz typisches, das zu DDR Zeiten gebaut wurde, um der Wohnungsnot etwas entgegenzusetzen. Errichtet auf den Trümmern des Krieges 1968 vom Volkseigenen Bau Kombinat Dresden. Soweit die offizielle Version. Wenn man allerdings einem alten Brief Glauben schenkt, den die Erben des Grundstücks 1822 erhalten hatten, wurde das Hochhaus 18 auf unheiligen Boden gebaut.
Der Boden folgt dem Willen der unheiligen Zahl. Kein Stein, noch ein Stück Holz soll jemals darauf errichtet werden. Denn unsichtbar liegt das Tor zur Verdammnis im Schatten des heiligen Lichts. Die Warnung wurde offensichtlich in den Wind geschlagen und die alte Botschaft nach dem Krieg durch Planierraupen begraben, bevor sie dann weiterhin unbeachtet auf dem Dachboden landete. Die nun folgende Geschichte über Emmerich, der in diesem Hochhaus wohnte, wurde, wie viele weitere Erzählungen aus dem verfluchten Hochhaus Nummer 18 in einer Art Kurzgeschichte festgehalten.
Eine traurige und unglaubliche Geschichte um eine junge Familie. Ein Wunsch nach Kindern? Einem Selbstmord? Oder doch Mord? Und eine Irritation in Raum und Zeit. Emmerich lebte in dem alten Hochhaus, seit er denken konnte. Dort wohnte es sich für seine Zeit modern mit Zentralheizung, warmem Wasser und einem extra Zimmer für die Familienplanung. Dreizimmerwohnung waren heiß begehrt. War doch ein Großteil des Wohnraums in der jungen DDR ausgestattet wie zu Kriegszeiten.
Ofenheizung, kalte Wände, riesige, schwer beheizbare Räume, ein Klo auf der Etage und wenig Baumaterial auf dem Ladentisch, um sich das eigene Heim ein bisschen heimeliger zu machen. Die Wohnungen im Haus Nummer 18 hingegen strotzten nur so mit Luxus ein innen liegendes Bad, Küche mit Durchreiche zum Wohnzimmer und eine Loggia. Emmerich hatte in Karl Marx Stadt, dem heutigen Chemnitz, Informatik studiert oder, wie es damals hieß, Rechen, Technik und Datenverarbeitung.
1967 bekam er einen Job beim Kombinat Robotron, der größten Computer Schmiede im sozialistischen Teil Deutschlands. 1970 heiratete Emmerich die schmächtige Julia, eine Kunststudentin, die ihre natürliche Schönheit hinter viel zu großen Kleidern und einer dicken Hornbrille versteckte. Während andere Frauen in den Siebzigern mit neuem Selbstbewusstsein und hochgesteckten Haaren bei wilden Partys ausgelassen die eingeleitete Emanzipation feierten, versteckte sich Julia in ihrem kleinen Zimmer im Studentenwohnheim, ihrer lebensbejahenden, viel zu lauten Freundin.
Marian hatte sie es zu verdanken, dass sie Emmerich Fasching 1969 kennenlernte. Im Studentenwohnheim wurde eine große Party gegeben, und Peter Emmerichs Arbeitskollege, Abteilungsleiter, bester Freund und Frauenschwarm der Abteilung, hatte ihn überredet, unter Androhung von Gewalt die Wissenschaft mal Wissenschaft sein zu lassen und mit ihm ein paar Mädels abzuschleppen. Du bist doch noch Jungfrau, Emmerich. Eine bessere Gelegenheit, endlich mal was dagegen zu unternehmen, kommt so schnell nicht wieder.
Die Studenten haben jetzt wahrscheinlich schon alle ein Liter Rosenthaler Cadillac getankt. Nun müssen sie nur noch mit aufs Zimmer schleifen. Marion Peters Bekannte hatte vier Plätze an einem Tisch nahe der Tanzfläche besorgt. Sie hatte sich als Katze angeschossen und so wie es damals hieß, über eine Freundin im Fundus des Dresdner Staatstheaters eine Perücke mit spitzen Tieren besorgt und trug als sonstiges Kostüm mehr oder weniger ihre schwarze Unterwäsche zur Schau.
Hinten hatte sie sich einen Schwanz aus Kunst Pelz angenäht. Peter ging als Cowboy mit weit geöffneten Hemd, so dass jeder gezwungen war, seine Brust Behaarung zu bewundern und einem alten stolzen Western Hut auf dem Kopf, den ihm sein amerikanischer Onkel aus dem Kapital Ausland geschickt hatte. Marion und Peter kannten sich offensichtlich nur flüchtig und entschieden sich in den ersten fünf Minuten das zu ändern.
Während Emmerich und Julia brav und steif neben den beiden saßen und jeden Blickkontakt vermieden, fummelte Peter bereits an Marions Katzen Schwanz, während seine Zunge tief in ihrem Hals verschwand. Zwischendurch verschlang sie noch ein Bier und einen Wein, um weitere fünf Minuten später in Marions Studenten Bude zu verschwinden. Emmerich trank sich Mut an und verwickelte Julia in ein Gespräch.
Da er merkte, wie zögerlich, ängstlich und mit kargen Worten sie antwortete, Da er merkte, wie zögerlich, ängstlich und mit kargen Worten sie antwortete, schenkte er ihr regelmäßig nach, bis die beiden so locker waren, dass sie kichernd Hand in Hand auf ihrem Zimmer verschwanden. Schon am nächsten Tag waren sich beide sicher, dass sie die Richtigen füreinander sind. Ihre Introvertiertheit war ihr gemeinsamer Nenner und sie fühlten sich in ihrer Gesellschaft pudelwohl, da keiner vom anderen befürchten musste, verlassen zu werden.
Eine unbegründete Angst, die sie aber beide teilten, geschürt und angelegt in frühester Kindheit durch ihre übergriffigen Eltern. Emmerich und Julia zogen eine Woche nach der Hochzeit in ihre neue Wohnung im Hochhaus Nummer 18. Sie hatten Glück Ein sowjetischer Ingenieur, der die Wohnung gerade erst bezogen hatte, musste überraschend in seine Heimat zurück. Die Nachbarn schilderten, dass er in einer Nacht und Nebelaktion verschwunden sei.
Das Ersparte und das Hochzeits geld tauschten sie gegen eine hellbraune hellgraue Anbau Wand. STANDARD war in der damaligen DDR eine Sitzgruppe mit Couchtisch und eine flache Bank, die ein Stern Radio schmückte. Ein Kassettenrekorder. Ebenso funktional und wenig hübsch wie Anbau, Wand und die Wohnung. Insgesamt war auch das Schlafzimmer eingerichtet. Nur der sehr alte Kleiderschrank, ein Erbstück von Julias Tante, stach aus dem sozialen Einheitsbrei hervor und passte gleichzeitig überhaupt nicht ins Bild.
Es war aber noch etwas anderes, das die Aufmerksamkeit des Betrachters auf den Schrank lenkte. Die geschnitzten Ornamente, die aussahen wie mystische Symbole, erweckten im Dämmerlicht den Eindruck, als strahlten sie von innen heraus, wenn man nur lange genug hinschaute. Einbildung, beruhigte Emmerich seine Frau, die ihn darauf aufmerksam machte, obwohl auch er die unheimliche Aura wahrnahm, die von diesem Möbelstück ausging, oder vielmehr von dem Schrank und der Wand, die Emmerich einen seltsamen Traum von der ersten Nacht in der neuen Wohnung bescherten.
Er schwebte an der Decke und sah sich selbst von oben, mit dem Rücken zu ihm gewandt, vor dem Kleiderschrank stehen. Aus den Ornamenten schien ein silbrige Licht. Vielmehr pulsierte es. Das Leuchten wurde heller und drang nun aus jeder Ritze das Schwarz, als gebe es darin eine Lichtquelle, die immer stärker wurde. Noch viel beunruhigender war, dass es so aussah, als würde der Schrank mit der Wand in Verbindung stehen.
Als würde er aus der Wand herauswachsen. Er sah aus seiner Perspektive an der Decke schwebend sein, Ich die rechte Hand vorstrecken und nach dem Knauf an der Schranktür greifen. Und er spürte, dass das nicht richtig war. Er wollte laut schreien, um das zu verhindern. Doch kein Laut drang über seine Lippen, als sein Ich sich plötzlich umdrehte und teuflisch grinste.
Na, Schatz, was hast du in der ersten Nacht in der neuen Wohnung geträumt? Fragte Julia ihren Ehemann. Du weißt ja, es wird wahr. Ach so, dann sollten wir Tante Ilse Schrank lieber schnell loswerden. Irgendetwas darin treibt sein Unwesen und ich hoffe, es ist nicht Tante Ilse. Beendete er den Satz und lachte. Er glaubte nicht an Träume und Aberglauben, sondern an Zahlen und Fakten.
Julia ging nicht weiter darauf ein. Wir sollten das Kinderzimmer noch einrichten, sagte sie mit gedämpfter Stimme und ihm blieb die Traurigkeit nicht verborgen, die ihr ins Gesicht geschrieben stand. Was ist los, Schatz? Ach, nichts. Ich hatte nur einen seltsamen Traum. Ich stand in der geöffneten Tür des Kinderzimmers und sah einen Spiegel an der gegenüberliegenden Wand. Das Zimmer war leer, doch ich sah mich im Spiegel und wurde immer älter und älter.
Bis dann nur noch eine alte Frau mit langen weißen Haaren stand, die mich böse anschaute. Emmerich nahm Julias Gesicht in beide Hände, schaute sie liebevoll mit diesem sicheren Blick, bei dem sie sich so geborgen und zu Hause fühlte, an und dann küsste er sie. Schatz, lass uns ins Kaufhaus fahren und nach einem Kindermädchen schauen. Die nächsten Monate sonnten sie sich in ihrem jungen Eheglück.
Julia legte ihre Zwischenprüfung ab. Emmerich arbeitete sich peu a peu bis an die Spitze der Abteilung. Das Kinderzimmer nahm Form an und sie konnten sich sogar einen kleinen Urlaub an der Ostsee leisten. Nach einem Dreivierteljahr kehrten die merkwürdigen Träume wieder. Sie führten Emmerich von da an jede Nacht in eine düstere, fremde Welt, die mit dem Hochhaus in Verbindung zu stehen schien.
Mal war das Erdgeschoss ein Lazarett, das streng bewacht wurde, und Emmerich musste sich über geheime Gänge im Treppenhaus hinein schmuggeln, um seine Frau aus der Geburten Station zu befreien. Sie trug ein Bündel im Arm, in dem er ein Baby vermutete. Doch immer, wenn er nachschauen wollte und es auf wickelte, war es leer und seine Frau schrie, wovon er aufwachte.
In einem anderen Traum stand die Tür vom Kleiderschrank weit offen und eine unsichtbare Kraft wollte ihn hineinziehen. Aber bevor das passierte, wachte er schweißgebadet auf. Julia verstand die Welt nicht mehr. Auch sie hatte Albträume. Auch bei ihr traten sie plötzlich auf und fast zum selben Zeitpunkt wie bei ihrem Mann. Immer wieder sah sie sich in einem leeren Kinderzimmer, sah ihr Spiegelbild und wie sie alterte.
In ihren Träumen spiegelt sich die Angst wider, dass sie keine Eltern werden können, erklärte ihr ihr Frauenarzt. Das Problem Sie setzen sich zu sehr unter Druck. Lassen Sie es locker angehen. Er verschrieb ihr ein paar Vitamintabletten und schickte sie mit dieser Antwort wieder nach Hause. Sie probierten, soweit das möglich war, das Thema Kind erst einmal ad acta zu legen.
Tatsächlich verschwanden ihre Träume, seine nicht. Sie wurden sogar stärker. Irgendwie realer. Und was ungewöhnlich war, er konnte sich am nächsten Tag immer an alle Details erinnern. Einer dieser Träume wiederholte sich in immer kürzeren Abständen. Emmerich hatte nach dem Aufwachen immer das Gefühl, dass ihm dieser spezielle Traum etwas Wichtiges sagen wollte. Im Traum liegt er im Bett. Der Raum ist nicht komplett dunkel, da das Licht der Straßenlaterne vor dem Haus durch die Gardine leuchtet.
Emmerich kann sich nicht bewegen, außer seine Augen. Er sieht im Augenwinkel, dass seine Frau tief und fest schläft. Er hört ein elektrisches Knistern, ein Flackern durch den Spalt des gekippten Schlafzimmerfenster. Die Laterne. Dann wird es still und schwarz vor seinen Augen. Emmerich wartet darauf, dass sich seine Augen an die plötzliche Dunkelheit gewöhnen. Doch das passiert nicht. Er sieht nichts.
Er hört nichts. Und er kann sich nach wie vor nicht bewegen. Emmerich ist sich bewusst, dass sein Herz schneller klopft und sich sein Atem beschleunigt hat. Aber hören kann er das nicht. Dann sieht er einen gleißenden Lichtpunkt direkt am Fußende des Bettes. Vielmehr an der Wand, da, wo Tante Ilse Schrank steht. Der Lichtpunkt breitet sich nach oben und nach unten aus und wird zu einem dünnen Streifen.
Emmerich erkennt Das Licht kommt aus dem Kleiderschrank, aus dem Türspalt, der sich geöffnet hat. Sein Verlangen, hinzugehen und nachzusehen, wird größer und größer. Er kann sich plötzlich bewegen, steigt aus dem Bett und stellt sich vor den Schrank. Die Tür ist nun halb geöffnet, und Emmerich versucht, durch den Spalt im Lichtkegel irgendetwas zu erkennen, was ihm nicht gelingt. Er hat Angst.
Gleichzeitig spürt er den Drang, die Schranktür weiter zu öffnen. Und dann? Dann sagt er auf. Als der Traum irgendwann jede Nacht wiederkehrte, entschied Emmerich sich, diesen Traum zu stellen. In einer der darauffolgenden Nächte, als er wieder vor der halb geöffneten Schranktür stand und in den silbrigen Lichtkegel schaute, griff er beherzt nach dem Türknauf und zog daran. Das grelle Licht blendete ihn, ohne dass er sich daran erinnern konnte, einen Schritt getan zu haben, befand er sich nun im Inneren des Schrankes.
Dass ich jemals ein undefinierbar großer Raum offenbarte, das nebelhafte helle Licht, machte es ihm unmöglich, etwas darin zu erkennen. Emmerich schritt mutig weiter hinein und befand sich im nächsten Moment in der Kantine seiner Arbeitsstelle. Kein helles, undurchsichtiges Licht mehr, kein Schrank. Er stand auch nicht mehr. Er saß jetzt gegenüber seinem Vorgesetzten und Freund Peter an einem langen Tisch, an dem weitere vier Kollegen Platz genommen hatten.
Vor ihm stand ein Tablett mit Alu, Besteck und ein Teller mit grünem Rand. Auf dem Salzkartoffeln lagen etwas mit Gemüse und ein Wolfs Barsch, der ihn anstarrte und grinste. Emmerich? Was? Emmerich war verwirrt. Er spürte, dass sich etwas verändert hatte. Er war noch in der Kantine, aber es fühlte sich nicht mehr an wie in einem Traum. Peter hatte seine Ellenbogen auf dem Tisch und sein Kinn auf seinen Fäusten abgestützt.
Denkst du gerade an Kartoffeln, die auch nach Kartoffeln schmecken und nicht nach Plaste wie der Fraß hier? Ach nee. Ich bin wohl überarbeitet. Mensch, du und Julia, ihr müsst malen. Wieder runterschalten. Die Sache mit dem Baby. Das ist wie bei unserer Arbeit. Gut Ding will Weile haben. Emmerich verzog keine Miene. Er dachte immer noch an den merkwürdigen Traum.
Und Angst kroch in ihm hoch. Wie zur Hölle bin ich hierhergekommen? Und wieso kann ich mich nicht daran erinnern? Dann mach ich’s. Onkel Hartmut ist in einem Sanatorium gelandet. Er hatte irgendwann Stimmen gehört und Erinnerungslücken bekommen. Sollte ihm das gleiche Schicksal blühen? Der Gedanke bereitete Emmerich Panik, denn er erschien ihm naheliegend. Hörst du mir überhaupt zu? Was immer Richter mit einem Ohr gehört hatte, wiederholte Peters Worte.
Gut Ding will Weile haben. Ja, ja. Ach ja? Übrigens, leider sieht das das Ministerium anders. Die sitzen mir schon wieder im Nacken. Wegen des Messers Schaltkreise. Hast du was, was wir denen mal zeigen könnten? Peter, so was schneide ich mir nicht aus den Rippen. Jaja, weißt schon. Aber du musst auch mich verstehen. Das interessiert die in Berlin nicht.
Die faseln von Planerfüllung. Und der Westen rennt uns davon. Emmerich, der immer noch auf den toten Fisch auf seinem Teller starrte, kratzte sich unter dem Metall bügel seiner Brille am rechten Ohr. Peter, ich bin dran. Brauchst du mehr Geld? Immer Westgeld, mehr Leute. Vor allem brauche ich keinen nervigen Chef, der mir in den Ohren liegt. Wie auch immer, ich verstehe mich.
Ich will doch meinen genehmigten Urlaub nicht an den Chef von der Endmontage abgeben müssen. Im Sommer geht es nach Ungarn, an den Balaton. Da sahen sogar ein paar ausgehungerte Mädels aus der BRD am Strand rumliegen, in knappen Bikinis, die nur darauf warten, dass ihnen einer von uns zeigt, wo Hammer und Zirkel hängen. Peter lachte sich halb tot über seinen Spruch, nahm sein Tablett, stand auf und ging Richtung Geschirr.
Rückgabe. Nächsten Monat fahre ich nach Berlin. Da sollten wir wenigstens was Schriftliches vorzeigen. Zur Not schicke ich dich zum Spionieren in den Westen! Rief er Emmerich zu und lachte wieder viel zu laut. Doch das bekam er nicht mit, denn Emmerich verlor das Bewusstsein. Als er wieder zu sich kam, war er in Peters Büro. Er lag auf einer kranken Liege.
Vor ihm stand ein Volkspolizist, und daneben stand Peter, der sich nicht traute, ihm in die Augen zu schauen. Emmerich geht’s wieder. Emmerich richtete sich auf und verzog sein Gesicht. Ein spitzer Schmerz hämmerte in seinem Kopf. Du hast dich voll gelegt. Ich habe lieber mal gerufen. Einen Krankenwagen! Emmerich versuchte, sich zu konzentrieren und zu erinnern. Was ist denn los?
Peter schluckte und zögerte mit der Antwort. Du weißt es nicht mehr? Emmerich schaute ihn fragend an Deine Frau Julia also, Genosse Volkspolizist. Der Mann in grüner Uniform mit weißer Schirmmütze beendete Peters Satz mit der Empathie eines Ziegelsteine. Ihre Frau hat sich heute 12:00 aus dem Fenster gestürzt.
Es war nun ein Jahr her, seit Emmerich seine Frau verloren hatte. Seither hatte er sich in seine Arbeit gestürzt und in seiner Wohnung verbarrikadiert. Er funktionierte, aber er fühlte sich innerlich tot. Auch die merkwürdigen Träume waren verschwunden. Manchmal meldete sich der Schmerz doch zu Wort. Dann betäubte er ihn mit Alkohol. Auch an diesem einen Abend. Emmerich saß auf dem Bett in seinem Schlafzimmer, hielt eine Flasche mit Weinbrand in der linken Hand, drehte mit der rechten den Schraubverschluss ab, nahm ein paar kräftige Schlucke, viel zu hastig ein Schluck Gold.
Krone kam ihm in die Nase, und er prustete ihn aus. Wütend schleuderte Emmerich die Flasche in die Zimmerecke am Fenster und blieb eine Weile am Bett sitzen. Minutenlang starrte er Tante Elsas Schrank an, er bildete sich ein, dass die Schnitzereien zu Gesichter wurden. Nein, Fratzen. Eines der Blumen, Ornamente grinste ihn hämisch an Was du über mich? Emmerich sprang auf, wankte zum Schrank, lehnte sich gegen die Seite und stemmte sein Gewicht dagegen.
Dann brüllte er los. Nein, Scheißdreck! Du hast du verdammtes Auf reinstecken! Du, du hast meine Frau umgebracht! Der schwere Schrank antwortete mit einem Ächzen und Knarren, gab dem Druck nach und setzte sich widerwillig in Bewegung. Emmerich schob ihn so lange an der Wand entlang, bis ihm die Arme versagten und er schluchzend auf die Knie sank. Er weinte bitterlich und verharrte minutenlang wimmernd und knieend auf dem Fußboden.
Dann bemerkte er einen Luftzug an seiner Wange. Mit dem Handrücken wischte er sich die Tränen aus den Augen, schniefte kräftig und schaute über seine rechte Schulter. Ein Riss in der Tapete zog sich quer über die Wand bis zum Schrank. Der rostige alte Nagel Emmerich wollte ihn am Umzugs Tag noch aus der Rückwand von Tante Elsas Schrank ziehen. Doch er hatte die Kneifzange nicht gefunden und den Schrank einfach samt Nagel an die Wand geschoben.
Der seichte Luftstrom kam aus einer Stelle des Risses direkt in Kopfhöhe. Emmerich drückte sich hoch, wankte kurz. Er hatte die Wirkung des Weinbrand unterschätzt und hielt sich mit beiden Händen vornübergebeugt am Schrank fest. Als er sich wieder gefangen hatte, holte er ein Messer aus der Küche und schnitt damit in die Tapete. Genau an der Stelle, aus der die Luft austrat.
Dann zog er die Klinge senkrecht erst nach unten, dann nach oben und eine Armlänge über den Kopf, horizontal in Richtung Schrank, bis sie anschlug. Er schmetterte das Messer in die Ecke, das neben der inzwischen leeren Flasche landete, fingerte an der eingeschnittenen Tapete, bis er einen Schnipsel zu fassen bekam, und zog langsam aber bestimmt ein großes Stück von der Wand ab.
Eine fast unsichtbare Tür kam zum Vorschein. Statt einer Klinke war ein Türgriff eingelassen. Emmerich zögerte keinen Moment. Die halbe Flasche Gold Krone hatte aus dem sonst zurückhaltenden Introvertierten einen todesmutigen, wütenden Mann gemacht, der energisch den Griff drehte und die Tür grob aufdrückte. Emmerich trat in den halbdunklen Raum dahinter und entdeckte den Grund für den Luftzug, nachdem er den Lichtschalter, den er neben dem Eingang ertastet hatte, betätigte.
Ein Kanal, der an der gegenüberliegenden Wand verlief, hatte ungefähr in der Mitte eine Handteller große Öffnung. Dahinter verliefen unzählige Kabel. Und jemand hatte wohl vergessen, den Deckel drauf zu drücken, der noch am Boden lag. Emmerich war überrascht. Der Raum war winzig, nicht unheimlich und schier endlos wie in seinen Träumen. Eine Kammer, vielleicht sechs Quadratmeter groß. An der Decke hing eine Neon Lampe, die gelbes Licht spendete.
In der Kammer stand ein Quadrat Fischer Tisch, auf dem ein merkwürdiger cremefarbene Würfel platziert war. Er hatte ungefähr die Größe einer Armlänge. Emmerich setzte sich auf den Graukopf Polstern Aluminium Stuhl, der am Tisch stand, und betrachtete die merkwürdige Apparatur. Ein grünes Kabel auf der Rückseite steckte in der auf montierten Steckdosen Leiste an der Wand. Auf der Oberseite waren vier Röhren aus Glas aufgeleuchtet.
Jeweils davor befand sich ein silberner Kippschalter und rechts daneben ein roter runder Knopf. Hinter den Röhren gab es eine durchsichtige Abdeckung, unter der sich eine LED Anzeige versteckt. Er hob den Apparat vorsichtig an und drehte ihn. Jetzt konnte er sehen, dass noch ein weiteres Kabel mit dem Würfel verbunden war. Er erkannte die Schnittstelle sofort. Die Maschine war vermutlich mit einem Netzwerk verbunden.
Eine Ehe als Verbindung. Damit konnten Computer über Kilometer weite Strecken miteinander kommunizieren. Eigentlich wurde sie zur Verbindung von Großrechnern eingesetzt. Was ist das? Die komplette Front des Würfels war aus einem milchigen Glas und an der linken Seite war ein sehr schmales Schwanenhals Mikrofon angebracht. Emmerich war schlagartig nüchtern. So etwas hatte er noch nie zuvor gesehen. Seine Neugier war geweckt.
Emmerich betätigte alle vier Kippschalter. Die Röhren glimmte auf und wurden schnell heller. Auch die LED Anzeige leuchtete und zeigte eine vierstellige Zahl. Na dann. Entschlossen drückte Emmerich den roten Knopf. Es surrte und der Würfel fing an zu vibrieren. Die milchige Oberfläche der Glasfront verschwand und leuchtete in einem warmen, angenehmen weißen Licht. Kurz darauf reihten sich schwarze Schriftzeichen von links nach rechts, die er nicht entschlüsseln konnte.
Sie hatten Ähnlichkeit mit ägyptischen Hieroglyphen. Ein Bildschirm. Nur hatte dieser eine so brillante Auflösung, wie Emmerich sie noch nie zuvor gesehen hatte. Ich denke nicht, dass Peter präsentierte. Kann er den Rest des Jahres Urlaub am Balaton machen? Doch Emmerich entschied sich anders. Er wusste Würden die in Berlin erst mal Wind von der Sache bekommen, würden sie den Würfel einpacken und er würde ihn nie wieder zu sehen bekommen.
Emmerich hatte eine neue Aufgabe. Sie half ihm, seinen Schmerz noch weiter zu vergraben. Was war das für ein Ding? Wollte er wissen. Er schraubte den Kasten auf und nahm ihn auseinander. Akribisch untersuchte er jedes einzelne Bauteil. Viele der Elemente waren ihm bekannt und er kannte sie aus dem Computer Systemen, die er selbst zusammengebaut hatte, oder aus den Rechnern, die sie aus dem kapitalistischen Ausland für die Recherche besorgt hatten.
Aber einige der Komponenten waren ihm völlig fremd. Er experimentierte nun jeden Abend mit der merkwürdigen Kiste. Das Kabel in der Wand, das in irgendeiner Rechenzentrum führte, hatte er vorsichtshalber gekappt. Doch er brauchte eine Stelle. Emmerich baute sich dafür einen Computer zusammen, den er aus einzelnen Bauteilen selbst zusammenstellte. Eine Beschaffungs Maßnahme für den Fortschritt. Anders gesagt Er klaute sie sich aus dem Betrieb seines Arbeitgebers zusammen.
Eine heikle Sache, da so was recht schnell auffiel bei der Material Knappheit, die in der DDR herrschte. Fast ein halbes Jahr konnte Emmerich ungestört an dem mysteriösen Würfel forschen. Er verstand, dass es sich um einen Rechner mit unglaublicher Arbeitsleistung handelte. Das Betriebssystem war selbst lernend. So was sollte es gar nicht geben. Doch er konnte den Quellcode nicht lesen.
Auch beim Dechiffrieren der Hieroglyphen, die auf dem Bildschirm zu sehen waren, kam er keinen Schritt weiter. Er wusste Für den großen Durchbruch musste er das verdammte Ding an ein Rechenzentrum anschließen. Also packte Emmerich den Würfel in einen alten Karton und schmuggelte ihn am Pförtner vorbei in den Betrieb. Bringt dir wohl Arbeit mir diese Arbeit? Fragte der argwöhnisch. Ein Geschenk für den Chef.
Hat doch nächste Woche Geburtstag. Im großen Rechenzentrum hinter dem Hygiene Museum gab es einen Raum, der bis auf ein paar Putzmittel leerstand. Eine Abstellkammer, die keiner mehr nutzte, da sie ungünstig hinter dem Großrechner platziert war. Emmerich wusste davon, weil dort Peter gelegentlich mit Kolleginnen zur gemeinsamen Mittagspause verschwand und damit geprahlt hatte, bis sich das so weit rumgesprochen hatte, dass keine Kollegin mehr mit Peter 12:00 essen wollte.
Ein idealer Platz für Emmerichs geheime Experimente. Er hatte Zugriff auf den Großrechner und konnte unauffällig ein Kabel bis in die Kammer ziehen. Es war erstaunlich, was die kleine silberne Kiste alles offenbarte. Emmerich verstand das Prinzip von Tag zu Tag besser und nutzte den Großrechner, um das Betriebssystem zu entschlüsseln. Er konnte der künstlichen Intelligenz des Würfels nun Befehle erteilen und beauftragte sie, sich selbst zu offenbaren.
Jeden Tag kam Emmerich dem Geheimnis einen Schritt näher. Er wusste jetzt schon, diese Technologie würde die Welt verändern. Das Kichern hinter der Tür, das immer lauter wurde, ließ Emmerichs Alarmglocken schrillen. Doch es war zu spät, um sein Geheimnis zu verbergen. Die Tür wurde aufgestoßen und eine verdutzte Blondine stolperte herein. Direkt dahinter Peter, der mit einer Hand an ihrem Hintern die Situation blitzschnell analysierte und die junge Frau am Arm wieder hinaus zog.
Bevor sie sich ein genaueres Bild machen konnte. Hier ist besetzt! Zischte der Frau zu und schloss die Tür. Emmerich war aufgeflogen. Keine 15 Minuten später kam Peter zurück und schaute Emmerich fragend an, er erzählte ihm alles von der Kammer hinter der Wand, seinem Fund und was er schon erstaunlich alles herausgefunden hatte. Peter versprach, das Geheimnis zu hüten und ließ Emmerich weiter forschen.
Er machte Fortschritte. Das heißt, die künstliche Intelligenz, die er entdeckt und aktiviert hatte, machte Fortschritte. Emmerich nahm alles wissbegierig auf seinen tiefen Schmerz konnte er ausschalten, umso tiefer er sich in seine Arbeit stürzte. Am Tag konnte er manchmal die Trauer fast vergessen. Zuerst entschlüsselte er die kryptischen Zeichen, dann schrieb er eine Software und benutzte dafür Codezeilen, die ihm die KI vorschlug.
Irgendwann fand er heraus, wozu das Mikrophon angebracht war. Es diente zur Spracheingabe. Nach sechs Wochen hatte Emmerich herausgefunden, wozu der kleine silberne Würfel imstande war und was seine eigentliche Aufgabe war. Stolz teilte er Peter bei einem Abendessen im Restaurant Bastei an der Prager Straße mit, dass er den Würfel entschlüsselt hat. Beziehungsweise der Würfel sich selbst. Sie feierten bis in die Nacht hinein, und Emmerich konnte bei Schaumwein und Grill Teller für einen Moment vergessen, was für unendliches Leid ihm zugestoßen war.
Am nächsten Tag stürmte Emmerich in Peters Büro. Du musst mir helfen. Ich muss abhauen. Emmerich stellte den großen alten Karton auf Peters Schreibtisch und zog ihn am Arm zum Fenster. Siehst du da unten beim Pförtner die Leute? Die Stasi? Emmerich nickte nur. Und Sabine hat mir gesteckt, dass die nach mir gefragt haben. Hey, lass sie doch! Du hast ja nichts Verbotenes gemacht.
Und solange ich meine Hand für dich ins Feuer lege. Peter. Vielleicht haben die mitgekriegt, dass ich die Verbindung von dem Würfel gekappt habe. Oder dass ich mich in den Großrechner gehackt habe. Was wissen wir denn, was die wissen? Selbst trennen? Das ist doch eine große Sache, was du rausgefunden hast. Keiner kann dir was. Schließlich hast du deine Geheimnisse ja nicht an den Staatsfeind verraten.
Hast du doch nicht, oder? Emmerich legte beide Hände flach auf Peters Schultern und schaute ihn eindringlich an Peter, was ich rausgefunden habe, das darf nicht nur eine Seite wissen. Das verändert alles. Scheiß auf die Politik. Das wird die ganze Welt verändern. Peter nickte und antwortete mit ruhiger Stimme. Gut, ich. Ich weiß, wie ich dich herausbringen kann. Es gibt im Keller einen Geheimgang, der nach draußen führt.
Lass mich raten. Da hast du, seit ich deinen Raum in Beschlag habe, deine Mittagspausen. Peter grinste schief, nahm den Karton und reichte in Emmerich los. Die sind bestimmt gleich um. Zügig liefen die beiden Richtung Treppenhaus. Peter stoppte die andere Richtung. Emmerich konnte aus dem Augenwinkel sehen, dass sich zwei Typen mit Helga, einer technischen Zeichnerin, unterhielten. Eine zierliche Brünette mit Kurzhaarfrisur, die kurz aufschaute und dann in seine Richtung zeigte.
Los! Peter schob Emmerich in die entgegengesetzte Richtung. Sie gingen jetzt nicht mehr. Sie rannten. Halt bleiben! Riefen die Winterjacken. Träger quer durch das Großraumbüro. Ganz am anderen Ende führte eine Glastür nach draußen. Notausgang. Peter riss die angebrachte Plombe von der Klinke, öffnete die Tür und schob Emmerich samt Karton in ein kleines, fensterlose Treppenhaus. Der stolpert, streckte Peter den Karton entgegen und konnte sich mit der freigewordenen Hand gerade noch am Geländer festhalten.
Peter schaute über die Schulter und sah, wie die Verfolger. Inzwischen waren es vier sich offenbar verteilt hatten. Es würde nicht lang dauern, bis sie das Treppenhaus und die aufgebrochen Plombe entdecken würden. Weiter. Peter behielt den Karton und lief vor. Im Keller verliefen drei Gänge in unterschiedliche Richtungen. Sie waren nur noch beleuchtet, sodass man kaum etwas erkennen konnte. Peter nahm den linken Gang, der ziemlich schmal war und bis ans Ende des Gebäudes führte.
Rechts und links waren Türen. Es wird eine Weile dauern, bis die Stasileute jeden einzelnen Raum abgeklappert hätten. Emmerich rannte Peter hinterher, der am Ende des Gangs auf die letzte Tür auf der linken Seite zeigte. Peter gab Emmerich den Karton zurück und öffnete sie. Wir haben sie erst mal abgehängt. Der Kellerraum war unübersichtlich, Es verliefen dicke Rohre unter der Decke und ein Transformator, der laut brummte, versperrte die Sicht auf das Ende des Raums.
Peter wusste genau, wohin er wollte. Er schlängelte sich zwischen dem brummenden Ungetüm hindurch, bis sie zu einer Sicherheits tür aus Stahl kamen. Rechts neben der Tür war ein kleiner grauer Kasten angebracht, mit einem elektronischen Zahlenschloss. Wow! Emmerich hätte nicht vermutet, so etwas hier zu finden. Was ist das? Na ja, wenn ich dir das erzähle, muss ich dich anschließend töten.
Emmerich sagte nichts und legte bloß die Stirn in Falten. Peter lachte. Sei mal still. Er konnte zwischen dem lauten Brummen des Transformers Motors Stimmen hören. Jetzt mach schon die verdammte Tür auf! Du hast doch den Code, oder? Ja, ja, ist ja gut. Nachdem Peter vier Ziffern eingetippt hatte, war das Klacken des Schliess Mechanismus zu hören. Peter legte die Hand auf den Türgriff und zögerte.
Wollen wir uns nicht doch lieber mit den Heinis von der Stasi unterhalten? Wir kriegen mächtig Probleme, wenn wir das hier durchziehen. Und wo wollen wir überhaupt hin? Egal. Erst mal raus hier. Das ist zu wichtig, Glaub mir. Ich kenne jemanden im Westen. Der ist am Wochenende in Berlin. Mit dem können wir uns treffen. Der wird uns bestimmt helfen.
Wie du willst. Peter zog den Griff nach unten und schob die schwere Tür auf. Genosse fehlt halt. Zwei der grauen Winterjacken, die Emmerich im Großraumbüro hatte, standen direkt hinter der Tür. Begleitet von zwei Volkspolizisten in ihren grünen Uniformen. Peter räusperte sich. Genosse Bonze! Emmerich stand da wie angewurzelt, mit offenem Mund und merkte, wie ihm heiß und kalt wurde.
Du, du verfluchtes Schwein! Einer der Polizisten griff von hinten um Emmerichs Hals, bevor der sich auf Peter stürzen konnte. Weißt du, Emmerich, du. Du hast einfach die falsche Entscheidung getroffen. Das hast du immer gemacht. Und Peter deutete auf den Karton, den Emmerich fest umklammert hielt. Du hältst dich immer an den falschen Dingen fest. Aus deiner, Kleiner. In unseren Akten steht, dass Julia schwer depressiv war.
Es war abzusehen, dass sich irgendwann umbringt. Ich habe dir das mal durch die Blume gesagt, aber du hörst ja fast nie auf mich. Emmerich ließ den Karton fallen und riß sich los, bevor er Peter ins Gesicht schlagen konnte, verdrehte ihm einer der Stasileute den Arm. Der zweite legte ihm Handschellen an, Peter hob den Karton auf, würdigte dabei Emmerich keines weiteren Blickes und ging zurück in sein Büro.
Er nahm den Würfel aus dem Karton und stellte ihn auf seinen Schreibtisch und verließ den Raum. Fünf Minuten später schaltete sich der Kasten selbstständig ein. Auf dem weiß leuchtenden Screen erschien in hellrot Buchstaben eine Zeile Programm Julia aktiviert. In der LED Anzeige leuchteten im gleichen alarmierenden Rot die Ziffern 2008. Eine zweite Zeile erschien auf dem Bildschirm des Würfels mit zwei Dotcom Emailadressen und noch eine letzte Zeile Verbindungsaufbau.
Silicon Valley 2008. Der kleine Lautsprecher an der Unterseite des Würfels fing erst an zu knistern und eine computergenerierte Stimme sagte Hallo, ich bin Alexa-Nnn-dra-3-Punkt-null-Sirius-eins. Ich bin eine selbstlernende sprachegesteuerte Software.